Dr.med. Anton PATSCHEIDER 1882-1935
- Geboren: 12.12.1882, Berwang bei Reutte (Tirol)
- Gestorben: 15.12.1935 in Mähr. Rothwasser (CZE)
Eltern:
- Vater: Ferdinand S. PATSCHEIDER 1849-1897
- Mutter: Adelheid SCHUCHTER 1854-1911
Heirat:
- 1. Ehe (kinderlos) am 29.5.1911 mit Julie GERBER +1925
- 2. Ehe am 28.7.1927 in Maria Hilf bei Zuckmantel, CZE mit Wilhelmine JAROSCH geboren 25.3.1909, Troppau, +1998
Kinder:
- Irimbert PATSCHEIDER geb. 8.4.1928 in Graz
- Giselheid PATSCHEIDER geb. 3.5.1929 in Mähr. Rothwasser
(Anm. d. Verf.: mein Großvater väterlicherseits)
Eckdaten:
- Gymnasium in Freistadt, Innsbruck und Feldkirch
- Studium der Medizin in Innsbruck 1911 beendet
- 1. Weltkrieg Chef der 1. Brünner Sanitätskompanie
- Arzt und Primar in Mährisch Rothwasser
Auszug aus der Chronik der Patscheider (1988 von Mag.a Giselheid Patscheider-Riedmann geschrieben):
Da die finanzielle Situation eines kleinen Staatsbeamten in der damaligen Zeit sehr angespannt war, entschloßen sich die Eltern Ferdinand und Adelheid, die beiden ältesten Kinder Therese und Anton zu Tante Therese, der Schwester der Mutter zu geben. Diese war mit Dr. Niederleitinger, dem ältesten Wundarzt Österreichs in Rohrbach (O.Ö.) verheiratet. Das Ehepaar Niederleitinger hatte keine Nachkommen und so konnten die beiden Försterkinder bei ihren Pflegeeltern eine ausgezeichnete Erziehung genießen. Die ersten Gymnasialjahre finden wir Anton noch in Freistadt.
Anton Patscheider (1882-1935) beendet seine Gymnasialzeit in Feldkirch und wird 1911 an der Universität Innsbruck zum Doktor der Medizin promoviert. Es ist dies auch das Jahr in dem seine Mutter stirbt. Bald danach wird er vom Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik Innsbruck, Prof. Dr. Hans von Wocherer auf den Balkankriegsschauplatz des Türkisch-Serbischen Krieges als Feldarzt entsandt.
1912 heiratet er Julie Gerber, eine Bürgerstochter aus Kufstein, sie hatte ihn die letzten Studienjahre hilfreich unterstützt, auch ihre Schwester Marie hatte einige Jahre zuvor einen Arzt geheiratet: Dr. Paul Kniely. Ende 1913 nimmt Anton die Berufung an das auszubauende Krankenhaus Mähr. Rothwasser an, das Ehepaar mietet ein typisch mährisches Haus und wird hier bald heimisch.
Im 1. Weltkrieg wird Dr. Anton Patscheider Chef der 1. Brünner Sanitätskompanie, deren Feldlazarett in Pergine in Val Sugana besonders in den Kriegsjahren 1917 eine kaum zu bewältigende Flut von Kriegsopfern zu versorgen hat. Seine Frau Julie begleitet ihn auf all seinen Kriegseinsätzen als Ordinationsschwester, hoch dekoriert kehrt das Ehepaar bei Kriegsende nach Mähr. Rothwasser zurück, aber um die Spitalsleitung zu behalten, muß die Tschechoslowakische Staatsbürgerschaft angenommen werden.
Anton Patscheider war ein Vollbluttiroler, dem aber das Deutschtum nicht so ausgeprägt über allem stand wie seinem Bruder Richard. Vielleicht war er ganz allgemein auch toleranter im Wesen und weltmännischer im Auftreten als seine Geschwister. Er war ein musischer, geselliger Mensch, dessen Aktivitäten allerorts in der Gemeinschaft geschätzt wurden.
Er las viel und gerne, er besaß eine ausgebildete Baritonstimme, die er bei örtlichen Festen und Opernaufführungen auch hören ließ, er dichtete Verse und war daher insbesondere in der Schlaraffia äußerst aktiv. Seines Vaters eingedenk war er auch ein eifriger Jäger und Heger.
Im Jahre 1925 erliegt seine Frau Julie einem Krebsleiden, eine Pfeife der Heldenorgel auf der Feste Kufstein stiftete Anton zu ihrem Gedenken. Das Alleinsein während seiner Witwenschaft trifft ihn schwer und er ist viel unterwegs.
Pfingsten 1927, als er seinen Bruder Richard in Troppau besuchen wollte, fuhr er mit seinem, damals noch als Sehenswürdigkeit bestauntem Opel auf staubiger Straße an den Torfosten eines Gehöftes im nahegelegenen Braunsdorf. Bei dem erzwungenen Aufenthalt, als Gast beim Direktor der Zuckerfabrik Mikulasch weilend, traf er beim dortigen Feuerwehrfest Wilhelmine Jarosch.
Am 28. Juli 1927 heiratete Dr. Anton Patscheider die erst 18 jährige Wilhelmine Jarosch in der Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Zuckmantel. Diese Kirche existiert heute nicht mehr, nur noch das Gnadenlicht befindet sich jetzt in der Pfarrkirche von Zuckmantel.
Die Verlobungszeit war kurz, aber der Bräutigam wollte nicht warten, vielleicht ahnte er, dass seine Lebensjahre gezählt waren. Acht ereignisreiche Jahre wurden dem Ehepaar geschenkt. Sicher war es für die blutjunge Frau nicht immer leicht, plötzlich einem großen Haus mit den vielen Verpflichtungen eines Arzthaushaltes auf dem Lande vorzustehen, aber die gemeinsame Liebe und die gleichen musischen Interessen beider Ehepartner waren dabei eine große Hilfe.
Der Gesundheitszustand des Ehemannes war durch die beruflichen Überanstrengungen und durch das raue Klima in Mährisch Rothwasser so in Mitleidenschaft gezogen, dass ein Klimawechsel dringend geboten schien. Gastliche Aufnahme für einige Monate gab das Ehepaar Dr. Paul und Marie Kniely im klimagünstigen Wies in der Südsteiermark. In diese Zeit fällt die Geburt des Stammhalters Irimbert, der an einem Ostersonntag, am 8. April 1928 in Graz zur Welt kommt.
Nachdem die junge Familie Patscheider wieder gesund in Mährisch Rothwasser ankam, und ein weiteres Jahr vergangen war, gesellte sich eine Tochter Giselheid im Mai 1929 dazu. Die junge Mutter erkrankte an dem so gefährlichen Kindbettfieber und es dauerte Monate, ehe sie wieder ihren häuslichen Pflichten nachgehen konnte.
Die räumlichen Gegebenheiten erweisen sich zu eng und man ging daran ein schönes und modernes Haus gegenüber dem Spital zu bauen, der Umzug war der Beginn einer neuen Ära im Leben der Familie.
Neben den Verpflichtungen an dem von ihm vergrößerten Spital, in einer Zeit der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der immer stärker werdenden Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen, hat sich Dr. Patscheider einen großen Freundeskreis geschaffen, sein gastliches Haus stand nicht nur diesen offen, einmal wöchentlich gab es für eine Schulklasse eine Mittagsausspeisung, zur kräftigen Suppe wurden frische Semmeln aus dem großen Weidewäschekorb gereicht.
Die Hedwigschwestern, die er aus dem Mutterhaus aus Breslau an sein Spital gerufen hatte, dienten ihm mit Hingabe und Liebe, heute noch sind ihre wunderschönen Handarbeiten, die sie für ihn zu den Festtagen anfertigten, zum Teil in unseren Händen. Er danke ihnen diese Treue in dem er ihren Schwesterntrakt aufstockte und ihnen daneben eine schöne Kapelle errichten ließ.
Als diese Anfang Dezember 1935 vom Bischof von Olmütz eingeweiht wurde, war die Freude im Spital groß. Aber Freude und Schmerz sind nahe beisammen, am gleichen Tage, als die Feierlichkeiten vorüber waren, legte sich der von allen geliebte Primar mit einer Lungenentzündung ins Krankenbett, er sollte nicht mehr genesen, am 15.12.1935 ging er heim zu Gott.
Ende Chronikauszug (1988 von Mag.a Giselheid Patscheider-Riedmann geschrieben)