Löwenwappen verliehen am 1. Juni 1646
an Gabriel I. PATSCHEÜDER, Gerichtsgeschworener und -verpflichteter am Landesgericht Nauders
Dieser Gabriel I. P. ist ein Sohn von Thoman PATSCHEIDER geb. 1565
und der Barbara JOßIN.
Laut Dr. Richard Patscheider „Vom Oberrhein zum Etschquellraum”
(Seite Z32), führte Karl Degenhart den Wappenbrief bei
seiner Auswanderung am 10.9.1927 nach Shepton, PA, B. 28 USA mit sich!
Karl Degenhart, geb. 23. Mai 1888 in Memmingen, (Sohn von Martin Degenhart, geb. 26. Mai 1855 und
Albertine Degenhart, geb. Batscheider am 4. April 1851, gest. 1.5.1934), ist nicht 1927 ausgewandert, sondern im
Februar 1923 von Hamburg aus. Er erreichte den Hafen in New York am 7. März 1923 mit dem Schiff „Mount Clay”.
Seine drei kleinen Töchterchen Luise geb. 25. Sept. 1914, und die Zwillinge Anna Albertine und Martha geb. 25. Mai 1916,
alle in Memmingen, hatte er bei sich. Die Ehefrau Franziska (Frances) Degenhart geb. Recla am 20. Oktober 1892 in
Smarano in Südtirol (Italien), reiste erst am 2. August 1923 von Hamburg mit dem Schiff „Mount Carroll” nach New York.
Auf der Passagierliste ist vermerkt, dass ihr Onkel Eugene Beclar, Seppton, Pa, Box 16, die Schiffspassage bezahlt hat. Der letzte
Wohnort der Familie war Lindau (Deutschland).
Ende 2025 informierte mich Hr. Karl Degenhart aus den USA, ein Enkel des obigen Karl Degenhart, dass das
Löwenwappen ca. 1980 bei einem Brand zerstört wurde.
Der Text des Wappenbriefes wurde im Buch „Vom Oberrhein zum Etschquellraum” von Dr. Richard Patscheider Seite 162 wie folgt veröffentlicht:
Gabriel Padscheuders Primo Juny anno 1646/149
Gerichts Nauders Wappen mit Lehen
Wir Ferdinand Carl von Gottes gnaden Erzherzog zu Österreich ...
bekenn und thuen kundt meniglich mit disem offenen Brief, daß wir gnediglich angesechen
wahrgenommen und betrachtet die Erbarkeit, guothe Siten, Tugendt und Vernunfft, damit
unser getreuer Gabriel Padscheüder Gerichts Nauders vor Unserer fürstlichen Person
beriembt worden, auch die unterthenigst gehorsamen Dienste, eo er Uns und Unserm loblichen
Hauß Österreich alß Unser Tyrolischer Landts Underthan, in dem Landaufboth und
Gerichts Beysaz bißher gehorsam willigist erzaigt und hinfürter nicht weniger zu
thuen underthenigist erbietig ist auch wol thuen mag und soll. Und darumben haben wir mit
wolbedachtem muoth, guotem Rath und rechtem ernst vermelten Gabriel Padscheüder, allen
seinen ehelichen leibs Erben und derselben Erbens Erben hernach beschribnes Wappen mit
Namen einen Schildt welcher überzwerch in zwey Teil abgetailt - als das under Roth oder
Rubin im grundt deßen ein grüener dreypüchleter Perg, der mitter die zwey aüßern
etwas überhöchent, das Oberthail des Schildts blau oder Laßurfarben, vor selbem grundt
ain mit der Spitzen über sich gewandter weiß oder silberfarbner Zwickhl ... im undtern
Veld auf beden äußern Picheln aufrecht steendt erscheint ein fürwerz zum sprüngen
geschickter Roter Löw mit offenem Rachen, Roth ausschlagender Zungen und zuruckh über
sich geworfnen Schwanz mit seinen vordern Pranckhen einen gelb oder goltfarben
sechseggeten Stern haltendt - der Underthail im Rothen weiß, der Oberthail im Weißen
Roth - in beiden obern Ecken des Schildts auch ain sechseggeter gelber Stern, auf dem
Schildt ain Stechhelm, zur linggen mit Roth und Weiß, zur Rechten aber Blau und gelber
Helmdeckhen und ainen Roth und Weiß gewundnen Pausch mit zweyen zurückfliegenden Pinden
geziret, ob welchem ain gleich wie undten im Schildt gestalter Rother Löwe mit einem
haltenden gelben Stern ... wie denn sollich Wappen und Cleinoth inmitten diß Briefs
gemahlen und mit farben eigentlich außgestrichen ist: von neuem gnediglich
verlichen und vergeben, verleih und gebe Ihnen ßolches auch alß Erzherzog zu
Österreich Incrafft von altersher habender Freyheit, Macht und Vollkchommenheit
wissentlich mit dißem Brief. Und mainen setzen und wöllen, daß nun hinfürder
vorgemelter Gabriel Padscheüder, alle seine ehelichen Leibserben und derselben Erbes
Erben obbeschriebenes Wappen un Clainoth haben, füeren und sich dessen in allen und yeden
ehrlichen und redlichen sachen zu schimpf und ernst, in sträußen, stürmen, kempfen,
gestechen, paniren Gezelt aufschlagen, Insigeln, Petschafften, Begrebnussen und sonst an
allen andern orthen und enden nach Ihren Ehren, Notdürfften, Willen und Wollgefallen
gebrauchen, auch all und jeglicher gnad, freyheit, Ehre Würde, Vortl, Recht und
Gerechtigkeit mit hochen und nidern Ämbtern und Lechen zu empfachen, zu haben zu halten
und zu tragen, in Geistlichen und Weltlichen Sachen und Handlungen wie andere des Heyligen
Römischen Reiches und Unsers Loblichen Hauses Österreich Fürstenthümber und Ire
Wappen- und Lehensgenoßleuthe es alles haben, derselben teilhafftig, würdig,
empfenglich, darfür tauglich, geschickt und guet sein, sich deren erfreuen, gebrauchen
und genießen sollen und mügen, meniglichs unverhindert ...
Es folgen noch Verbot und Gebot an alle und yeden: Prälaten, Grafen, Freyen, Herren,
Richter, Knechte, Haubleuthe, Landvögter ... Pfleger, Schultheißen, Bürger, Ammannen,
Ratsherren ... Gemeinden und Anstalten, Obrigkeiten, Underthanen und Getreuen, Geistliche
und Weltliche ... „in Unsern Erblichen Fürstenthümbern, Landen und Gebieten”
Gabriel Padscheüder und Erben „an dem obbeschribenen Wappen und Clainoth” nicht
zu hindern und zu irren, deren verliehenen Rechten in keiner Weise Abbruch zu tun.
„Bei Unser schwerer Ungnad und Straf”! Fur Mißbrauch des Wappens wird ein
Bußgeld gesetzt: „zwainzig Marck löifiges Golts, halb in unßer Cammer und das
ander Halbenthail G.P. und allen seinen ehelichen Leibeserben unnachläßlich zu
bezahlen!” - Jedoch „unvergriffen und unschedlich” solcher Rechte von
anderen, die vielleicht ein gleiches Wappen führten. - Der Schluß heißt: „Mit
Urkhundt diß Brieffs unter unserm erzfürstlichen Insigl gegeben in Unserer Statt
Ynsprugg am 1. Juni 1646.
Bemerkung abgedruckt im Buch:
Die Handschrift des Schreibers auf dem ersten Blatt ist
unleserlich. (Wien Gratialregistratur Bd. XV, Nr. 149 - Goldegg Zl.. 1922 S. 181 „Die
Tiroler Wappenbücher” im Adelsarchiv des kk. Ministerium des Innern zu Wien, mitgeteilt
von Hugo von Goldegg, Zschr. Ferd. J. 19. und 20. Jg. 1876, Dritte Folge.)
Bemerkung:
Soweit der Originalauszug aus „Vom Oberrhein zum Etschquellraum” (erschienen 1967 beim Verlag
Robert Lerche, München) von Dr. Richard Patscheider Seite 162 und 163. Das Ganze ist natürlich schwer lesbar,
aber man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit keine Rechtschreibung gab, und alles nach Gehör und Gutdünken des Schreibers
niedergeschrieben wurde.