Wilhelmine JAROSCH
(verh. 1. Ehe PATSCHEIDER, 2. Ehe KNIELY)
- Geboren: 25.3.1909 in Troppau
- Gestorben: 6.3.1998 in Salzburg
Eltern:
- Vater: Wilhelm JAROSCH 1862-1947
- Mutter: Antonia E. ROSNER 1869-1948
Heirat:
- 1. Ehe am 28.7.1927 in Maria Hilf bei Zuckmantel, CZE mit Dr. Med Anton PATSCHEIDER
- 2. Ehe am 2.5.1939 mit Armin KNIELY geb. 3.11.1907, Wies Bez. Deutschlandsberg, gest. 30.1.1998 in Bad Hofgastein
Kinder:
- Irimbert PATSCHEIDER geb. 8.4.1928 in Graz
- Giselheid PATSCHEIDER geb. 3.5.1929 in Mähr. Rothwasser
- Klaus KNIELY geb. 24.1.1940 in Innsbruck
- Hanna KNIELY (verh. LEINER) geb. 8.4.1942 in Innsbruck
- Jörg KNIELY geb. 31.8.1943 in Ramsberg 97, Zillertal Tirol, gest. 1.4.2009 in Tennenlohe/Erlangen
(Anm. d. Verf.: mein Großmutter: meinem Vater seine Mutter)
Auszug aus der Chronik der Patscheider (1988 von Wilhelmine Jarosch-Patscheider-Kniely geschrieben):
Als ich, Wilhelmine Jarosch am 25.3.1909 geboren wurde, „haben alle vier Wände geweint” weil ich ein Mädchen war und nicht der ersehnte Erbe, so erzählte mir meine Mutter später die Reaktion auf meine Geburt.
Aber trotzdem war ich doch im Schoße meiner Eltern sehr geborgen und wurde ängstlich behütet, meine Mutter hatte ja nicht nur ihren Sohn aus zweiter Ehe verloren, sondern auch alle Kinder aus der ersten Ehe Schneider starben als Säuglinge.
Natürlich war ich viel allein, ich hatte keine Geschwister und meine Eltern mussten alle Zeit in den Betrieb investieren. Obwohl mein Vater bei der Genossenschaft sehr für einen Ruhetag plädierte, fand sein Vorschlag kein Gehör, nicht einmal der Weihnachtsabend war der Familie vorbehalten. Ich saß mit meinen reichhaltigen Geschenken allein unter dem Baum. Eines Jahres befand sich darunter ein wunderschönes Puppenklavier und wahrscheinlich hat die Beschäftigung damit meine musikalischen Neigungen, ein Erbe der Rosner, geweckt.
1914 begann der 1. Weltkrieg, meine Eltern verpachteten ihr Gasthaus und zogen nach Braunsdorf, mein Vater hatte sich bereit erklärt den Krause-Hof zu verwalten, da Onkel Albert sofort in die österreichische Armee eingezogen wurde. Mein Vater hat sich dieser Aufgabe mit dem ihm eigenen Elan gestellt, hatte mit Umsicht die diversen Gruppen russischer Kriegsgefangener zur Arbeit auf das Feld begleitet, diese und die Landbevölkerung zollten ihm, den Städter ehrlichen Respekt, so wurde ihm u.a. auch die Ehrenmitgliedschaft der freiwilligen Feuerwehr von Braunsdorf verliehen. In Braunsdorf kam ich 1915 in die dortige Volksschule und trotz Krieg und Einschränkung habe ich diese Jahre sehr genossen, ich hatte immer Spielgefährten und das Leben auf dem Lande kam meinem Naturell sehr entgegen.
1916 kehrten wir nach Troppau zurück, mein Vater musste sein Gasthaus wieder selber führen, da auch sein Pächter einrücken mußte. Es war eine schwierige Zeit, es gab kaum Lebensmittel, hatte man mühevoll irgendwo ein Faß Bier organisiert, das wir, mein Vater und ich mit dem Leiterwagen durch die Stadt heimbringen mußten, die üblichen Transportmittel von Roß und Wagen waren im Kriegseinsatz, da wurde das Geschäft regelrecht gestürmt für ein Krügel Bier!
Da kam das Jahr 1918, Österreich hatte den Krieg verloren und wir alle wurden über Nacht tschechoslowakische Staatsbürger, ein Staat war entstanden, den man vorher auf keiner Landkarte finden konnte. Ich ging zu dieser Zeit in die Übungsschule, die im ehemaligen Liechtenstein'schen Schloß untergebracht war. Als ich in die 3. Klasse ging, bekam ich von meinen Eltern einen Flügel und so begann ich mit dem Klavierspiel, das ein Teil meiner Jugend wurde. Nach den zu dieser Zeit vorgeschriebenen 5 Jahren Volksschule kam ich in die dreijährige Bürgerschule. In dieser Zeit nach 1918 mußten wir immer wieder unsere Schulgebäude wechseln, da die neuen Machthaber des öfteren unsere historischen Gebäude für sich beanspruchten.
Anschließend an diese Schuljahre schickten mich meine Eltern in die Haushaltsschule der Armen Schulschwestern (Kreis Jauering). Hier fand ich viele Freundinnen, mit denen ich zum Teil heute noch verbunden bin.
Nach Troppau zurückgekehrt begann ich mein Klavierstudium bei Professor Keitel, daneben ging ich in Literatur- und Kunstgeschichteunterricht zu Professor Theresia May, besuchte einen Weißnähkurs und absolvierte auf besonderen Wunsch meines Vaters die Gastgewerbeschule, um die Konzession in der Familie zu behalten. Es gab für mich kaum eine freie Minute und so nahm ich dankbar die Einladung an, stellvertretend für meinen Vater, das Jubiläumsfest der Feuerwehr Braunsdorf, Pfingsten 1927 zu besuchen, wo ich wie immer im Krause-Hof wohnte. Dieses Feuerwehrfest sollte die große Wende in meinem Leben werden: Die Begegnung mit Dr. Anton Patscheider.
Ende Chronikauszug (1988 von Wilhelmine Jarosch-Patscheider-Kniely geschrieben)
Beginn Auszug aus der Chronik der Patscheider: (1988 von Mag.a Giselheid Patscheider-Riedmann geschrieben):
Am 28. Juli 1927 heiratete die erst 18 jährige Wilhelmine Jarosch in der Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Zuckmantel Dr. Anton Patscheider. Diese Kirche existiert heute nicht mehr, nur noch das Gnadenlicht befindet sich jetzt in der Pfarrkirche von Zuckmantel.
Die Verlobungszeit war kurz, aber der Bräutigam wollte nicht warten, vielleicht ahnte er, dass seine Lebensjahre gezählt waren. Acht ereignisreiche Jahre wurden dem Ehepaar geschenkt. Sicher war es für die blutjunge Frau nicht immer leicht, plötzlich einem großen Haus mit den vielen Verpflichtungen eines Arzthaushaltes auf dem Lande vorzustehen, aber die gemeinsame Liebe und die gleichen musischen Interessen beider Ehepartner waren dabei eine große Hilfe.
Der Gesundheitszustand des Ehemannes war durch die beruflichen Überanstrengungen und durch das raue Klima in Mährisch Rothwasser so in Mitleidenschaft gezogen, dass ein Klimawechsel dringend geboten schien. Gastliche Aufnahme für einige Monate gab das Ehepaar Dr. Paul und Marie Kniely im klimagünstigen Wies in der Südsteiermark. In diese Zeit fällt die Geburt des Stammhalters Irimbert, der an einem Ostersonntag, am 8. April 1928 in Graz zur Welt kommt.
Nachdem die junge Familie Patscheider wieder gesund in Mährisch Rothwasser ankam, und ein weiteres Jahr vergangen war, gesellte sich eine Tochter Giselheid im Mai 1929 dazu. Die junge Mutter erkrankte an dem so gefährlichen Kindbettfieber und es dauerte Monate, ehe sie wieder ihren häuslichen Pflichten nachgehen konnte.
Die räumlichen Gegebenheiten erweisen sich zu eng und man ging daran ein schönes und modernes Haus gegenüber dem Spital zu bauen, der Umzug war der Beginn einer neuen Ära im Leben der Familie.
Neben den Verpflichtungen an dem von ihm vergrößerten Spital, in einer Zeit der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der immer stärker werdenden Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen, hat sich Dr. Patscheider einen großen Freundeskreis geschaffen, sein gastliches Haus stand nicht nur diesen offen, einmal wöchentlich gab es für eine Schulklasse eine Mittagsausspeisung, zur kräftigen Suppe wurden frische Semmeln aus dem großen Weidewäschekorb gereicht.
Die Hedwigschwestern, die er aus dem Mutterhaus aus Breslau an sein Spital gerufen hatte, dienten ihm mit Hingabe und Liebe, heute noch sind ihre wunderschönen Handarbeiten, die sie für ihn zu den Festtagen anfertigten, zum Teil in unseren Händen. Er danke ihnen diese Treue in dem er ihren Schwesterntrakt aufstockte und ihnen daneben eine schöne Kapelle errichten ließ.
Als diese Anfang Dezember 1935 vom Bischof von Olmütz eingeweiht wurde, war die Freude im Spital groß. Aber Freude und Schmerz sind nahe beisammen, am gleichen Tage, als die Feierlichkeiten vorüber waren, legte sich der von allen geliebte Primar mit einer Lungenentzündung ins Krankenbett, er sollte nicht mehr genesen, am 15.12.1935 ging er heim zu Gott.
Mit 26 Jahren wurde Wilma Patscheider Witwe, ihre Eltern, aber auch ihre Schwägerin Marie Kniely waren ihr in dieser Zeit tatkräftige Stütze. Das Haus in Mähr. Rothwasser wurde verkauft und man zog mit den Jaroscheltern wieder nach Troppau, zuerst in die Obere Stiegengasse und dann ins eigene Haus, Bäckergasse 39. Irimbert und Giselheid setzten hier an der Schillerschule ihre Volksschulzeit fort.
Am 2. Mai 1939 heiratete Wilma Patscheider den Sohn von Marie Kniely, Dipl. Landwirt Armin KNIELY (geb. 1907) und zog mit ihren Kindern nach Ramsberg 87, in ein idyllisches Haus am Eckartbach im Zillertal. Um diese Zeit war Hitler an der Macht, Tirol gehörte zum großdeutschen Reich, ebenso das Sudetenland. Es begann der 2. Weltkrieg, Tod und Vernichtung herrschten in Europa, aber trotz Bomben, trotz Haß und Terror neues Leben entstand in diesen Kriegstagen. Wilma schenkt noch drei Kindern das Leben. Klaus Harald (geb. 14.1.1940) und Hanna (geb. 8.4.1942) kommen in Innsbruck zur Welt, Jörg am 31.8.1943 geboren wird ein echter Zillertaler.
Die Wirren der Nachkriegszeit rauben den Jaroscheltern (gest. 1947 und 1948) Heimat und Besitz, aber es wird Frieden. Im ersten Friedensjahr entstand dieses Bild der fünf Geschwister, im Hintergrund noch die von allen geliebte Au, im Frühling ein Meer von Buschwindröschen, sie wurde Opfer des Wildbaches und so lebt sie noch in unserer Kindheitserinnerung fort.
Ende Chronikauszug (1988 von Mag.a Giselheid Patscheider-Riedmann geschrieben.)
Anmerkung von Patscheider Wolfgang:
Nach der Scheidung von Armin KNIELY zieht sie mit ihren Kindern nach Kufstein, wo sie als Buchhalterin arbeitet, ihre Pension verbringt sie in Salzburg wo sie auch am 6.3.1998 verstirbt.
Zu Mährisch Rothwasser: dieser Ort liegt heute in Tschechien und nennt sich jetzt Červená Voda!