1. Überquerung des
Tauernmassivs (Großglockner Hochalpenstraße) am 22.9.1934
Durch Erbschaft bin ich in den Besitz eines Original-Nachbaues jenes Steyr 100er (siehe
Foto) gekommen, welcher als Einzelstück damals von den Steyr-Werken in besonderer
Leichtbauweise gefertigt wurde.
Für mich stellt dieses Fahrzeug keinen Wert dar, da
ich es aber als Lebenswerk meines Vaters Irimbert Patscheider
betrachte, habe ich es nicht verkauft, sondern als Leihgabe einem
Museum zur Verfügung gestellt.
Geschichte:
Als die Steyr-Werke 1934 den Steyr 100er als ersten
serienmäßig erzeugten Stromlinienwagen der Welt herausbrachten, konnte
niemand ahnen, dass mit diesem Fahrzeug zwei automobilistische Großtaten
vollbracht werden sollten. Die eine ist die wahrscheinlich erste
Weltreise in einem Automobil ausgeführt von
Dr. Max Reisch, die andere ist die erste
Überquerung der damals noch im Bau befindlichen Großglockner Hochalpenstraße.
Am Tage vor der feierlichen Eröffnung der Nordrampe
der Großglocknerstraße unternahm der Landeshauptmann von Salzburg, Dr.
Rehrl, in Begleitung des Bauleiters, Oberbaurat Wallack und Ing.
Kammergruber von den Steyr-Werken, eine Fahrt über die noch im Bau
befindliche Scheitelstrecke der hochalpinen Straße.
Als Fahrzeuge wurde von den Steyr-Werken ein
Steyr-100er-Chassis mit in spezieller Leichtbauweise (Holz!) gefertigten
Karosserieteilen zur Verfügung gestellt.
Beladen mit 20.000 Zigaretten für die Arbeiter,
führte die Fahrt von Zell am See über Ferleiten, Hochmoos und
Fuschertörl über die im Bau befindliche Strecke zur Fuscherlacke und
durch den Mitteltortunnel und den Hochtortunnel an die Landesgrenze von
Salzburg und Kärnten. Vom Hochtor erfolgte die Abfahrt bis Guttal, wo die
bereits fertig gestellte Südrampe erreicht wurde, und die Weiterfahrt bis
Heiligenblut erfolgt. Damit war die erste Überquerung unter zum Teil abenteuerlichen
Bedingungen, manche Straßenstücke waren erst 24 Stunden vorher aus den
Felsen gesprengt worden, gelungen.
Konnex zum Reisch-Auto:
Der Wagen ging nach der erfolgreichen
Glocknerüberquerung zurück an die Steyr-Werke und diese hatten zuerst
keine rechte Verwendung für das Auto und wussten damit nichts
anzufangen. Als Dr. Max Reisch an die Steyr-Werke mit dem Ersuchen um ein Auto für seine Weltumrundung
herangetreten ist, erinnerte man sich an dieses Fahrzeug und stellte es
Dr. Max. Reisch zur Verfügung.
Für Dr. Max Reisch war dieser Wagen ein Glücksfall, da er eigentlich nur aus einem Fahrgestell mit
Motorhaube und einigen Zusatzteilen bestand. Deshalb war es für Dr. Max Reisch
ein leichtes den Wagen umzurüsten und die für sein Unternehmen
geeigneten Aufbauten zu montieren.
Nach der erfolgreichen Weltreise ging der Wagen nach Wien
ins Technische Museum und später in den Besitz der Fam. Reisch über.
Anscheinend wurden in späteren Jahren von den
Steyr-Werken zu Promotionzwecken noch einige Kopien des Glocknerwagens
hergestellt, eine zum Beispiel zum 25-jährigen Jubiläum der
Erstbefahrung der Großglockner Hochalpenstraße.
Dieses Auto:
Irgendwann, so um 1970, erstand mein Vater einen alten,
nicht mehr fahrbereiten Steyr 100 in einer Lieferwagenausführung. Nach
der Entfernung der hinderlichen Karosserie wurde in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit, nach den Plänen der Steyr-Werke, das Fahrzeug soweit wie
möglich originalgetreu in der Glocknerausführung wieder hergestellt. Alle
Arbeiten hat mein Vater selbst durchgeführt. Ich selbst habe als damals
14jähriger mehrere Kilo Rost vom Fahrgestell dieses Fahrzeugs
abgekratzt.
Meinem Vater war dabei die möglichste Originaltreu
oberstes Gebot. Seine Liebe zur Originaltreue
ging so ins Detail, dass er das Fahrzeug auch mit dem gleichen
Zulassungskennzeichen anmeldete. Nicht möglich war allerdings der Beginn
des Kennzeichens mit "C", das hat er aber ganz einfach damit überbrückt,
dass der aus dem "O" mit Hilfe eines schwarzen Klebebandes ein "C" machte.
Grenzen wurden ihm allerdings von der
Zulassungsbehörde gesetzt, wo man ihm entgegen den Originalplänen eine
fix monierte Windschutzscheibe vorschrieb.
Mein Vater hat mit dem Fahrzeug bei verschiedenen Veteranenrallyes
teilgenommen und ist zuletzt 1987 damit anlässlich eines Jubiläums (100.
Geburtstag von Ing. Wallack?) für den Brucker Briefmarkenverein wieder über
den Großglockner gefahren.
Durch den Tod meines Vaters im Jahre 1995 gelangte der
Steyrer 100erter durch Erbschaft in meinen Besitz.
In der Folge stand das Fahrzeug im ehemaligen Haus meines
Vaters in der Nähe von Christkindl und rostete vor sich hin. Am 28.5.2003 habe ich das Fahrzeug als Leihgabe dem
Max-Reisch
Museum in Innsbruck im Gebäude des
Riesenrundgemäldes zur Verfügung gestellt. Dank Hrn. Christoph Schlenck wurde das Fahrzeug wieder restauriert und fahrbereit gemacht.
Leider musste die Max Reisch Ausstellung in der Rotunde in Innsbruck schließen, da das Gebäude
neu gebaut werden sollte. Alle Exponate sind an die Familie Reisch
zurückgegangen, der Steyr 100er natürlich an mich.
Am 17.11.2008 wurde das Auto (Dank der Bemühungen von
Hrn. Christoph Schlenck) ins
Privatmuseum von Hrn. Kurt Seidler nach Oeynhausen (Traiskirchen NÖ) überstellt.
Im Juni 2010 übersiedelte das Auto ins
Fahrzeugmuseum
von Hrn. Helmut Vötter nach Kaprun im Pinzgau.
Hr. Helmut Vötter stellte das Fahrzeug am 7.7.2011 für die
Automobilausstellung auf der Franz Josefs Höhe am Großglockner zur
Verfügung, wo es momentan in einem würdigen Rahmen ausgestellt ist.
Kontakt:
Patscheider
Wolfgang
Tel: 0043/7252/73696
Handy: 0043/676/5751037
E-Mail:
patscheider@gmx.at
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